St. Johannes der Täufer, Holzen

St. Johannes der Täufer, kath.
Klosterkirche

Kloster Holzen
Gottesdienst sonntags 9.00 Uhr
Geöffnet von 6.00 bis 12.00 und von 13.00 bis 17.00 Uhr

Foto der Klosterkirche St. Johannes der Täufer in Holzen

Baugeschichte:

Kloster Holzen – Benediktinerinnen im Tal der Schmutter

Die Legende berichtet von der Stiftung des Klosters durch einen Grafen Marquard von Donnersberg im Jahr 1150. Seine Gemahlin war gestorben und er selbst schwer erkrankt. Für den Fall der Genesung gelobte er eine Klostergründung am Fuße des Berges bei der Johannes-Kapelle am Neuwasser – einer Abzweigung der Schmutter. Der tatsächliche Gründer des Klosters Holzen könnte ein Siegfried von Donnersberg gewesen sein. So nannte eine von Karl Stengel im Jahr 1647 noch notierte alte Inschrift „nomine Sigefridus Praepositus et Fundator huius incliti Monasterii zuem Holz“. Zudem lässt sich ein Marquard in der Genealogie der Donnersberger nicht nachweisen, jedoch der Name Siegfried.

Das Kloster am Neuwasser wurde als Doppelkloster errichtet. Der Frauenkonvent lag rechts der Schmutter, der Männerkonvent am linken Ufer. Die Vogtei übten die Staufer aus. 1153 wurde die Klostergründung durch Papst Eugen III. bestätigt; die originale Urkunde ist jedoch nicht erhalten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde ein Teil der Klosteranlage an den Waldrand verlegt. Daraus resultiert wohl der Name Holzen.

Nach dem Brand des Klosters der Franziskanerinnen in Salmannshofen im Jahr 1401 traten dessen vier Schwestern zu den Benediktinerinnen über, die Besitzungen des Klosters und der Pfarrei Salmannshofen wurden nach Holzen inkorporiert.

Im Lauf des 15. Jahrhunderts wuchs der Frauenkonvent zusehends. Der Männerkonvent verlor hingegen immer mehr an Bedeutung und wurde im Jahr 1470, nicht zuletzt durch die Einwirkungen der Melker Reform, aufgelöst.

Im späten 15. und im 16. Jahrhundert erwarb der Frauenkonvent die Hofmarken Allmannshofen, Druisheim, Heretsried und Osterbuch. Bis zur Säkularisation erweiterte sich der Klosterbesitz noch um Teile der Dörfer Ortlfingen, Blankenburg und Feigenhofen. Im Bauernkrieg und im Schmalkaldischen Krieg erlitt die alte Anlage schwere Beschädigungen. So wurden 1556 unter der Äbtissin Barbara von Welden das Kloster samt der Kirche neu errichtet. Baumeister war Ulrich Unsinig aus Graubünden. Bereits 1561 konnte die zweischiffige Hallenkirche und das Kloster eingeweiht werden.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden immer mehr adlige Fräulein und Töchter des Augsburger Patriziats in Holzen als so genannte Chorfrauen aufgenommen. Innerhalb des Konvents führte dies zu einer sozialen Schranke zwischen den adligen Nonnen und den Schwestern einfacher Herkunft. Über 250 Jahre lang wurden nur Adlige als Meisterinnen bzw. Äbtissinnen gewählt. Die Erhebung zur Abtei erfolgte 1617 durch den Augsburger Bischof Heinrich V. von Knöringen. Die erste Äbtissin war Anna von Rehlingen (reg. 1603 – 1624).

Zwischen 1612 und 1614 wurde auf dem späteren Standort des barocken Klosterneubaus die erste dem hl. Karl Borromäus geweihte Kapelle in Deutschland errichtet. Der Platz erhielt dementsprechend den Flurnamen „Karlsberg“. 1619 baute man dort zusätzlich eine Lorettokapelle. Die beiden Sakralbauten entstanden wohl nach Plänen von Hans Alberthal d. J. aus Graubünden.

1626 erhielt das Kloster den Leib der Märtyrerin Aurelia, einer Katakombenheilige aus Rom. Die römischen Katakomben waren 1578 wieder entdeckt worden und ab 1620 wurden daraus zunehmend Reliquien erhoben. Zeitgleich wurde in Holzen eine Ursula- und Michaeli-Bruderschaft eingerichtet.

Im Dreißigjährigen Krieg floh der Konvent und kehrte erst 1647 in das teilweise zerstörte Kloster zurück. Renovierungen erfolgten jedoch in den folgenden Jahrzehnten nur notdürftig und die Gebäude verfielen zusehends. Die Äbtissin Anna Katharina von Haslang und Hohenkammer (reg. 1677 – 1721) beschloss deshalb einen Neubau von Kirche und Kloster auf dem Karlsberg. 1696 wurden die beiden bisher auf dem Areal stehenden Kapellen abgerissen und zwei Jahre später erfolgte die Grundsteinlegung. Die Baupläne stammen von dem Baumeister Franz Beer aus Bregenz. Die Bauleitung lag bei Pater Christoph Vogt aus Ottobeuren, seit 1694 Beichtvater im Kloster. Auf ihn geht auch die Anlage des Nonnenchors zurück, in dem die Sozialstruktur des Klosters ihren architektonischen Ausdruck fand. Denn über dem geschlossenen Chor der Laienschwestern erhebt sich der Raum der Chorfrauen. Dieser „Psallierchor“ reicht mit seiner geschwungenen Brüstung weit in den Kirchenraum hinein und wird von einem reich freskierten und stuckierten Tonnengewölbe überspannt. 1704 war der Rohbau der Kirche fertig. Erst 1710 wurden Kirche und Kloster durch den Augsburger Weihbischof Johann Kasimir Röls konsekriert – das relativ späte Weihedatum ist wohl auf die Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs zurückzuführen. Die Innenausstattung erfolgte unter der Äbtissin Maria Benedikta Freiin vom Remchingen (1723–1743) und zog sich bis in die dreissiger Jahre des 18. Jahrhunderts hin. Die reiche Stuckierung der Kirche wird Benedikt Vogl zugeschrieben. Die Fresken im Chor stammen von Johann Rieger aus Augsburg, die des Langhauses von einem Maler aus der Schule von Melchior Steidl.

Auf dem Platz der ehemaligen Klosterkirche wurde 1707 von dem Maurermeister Hans Jörg Radmiller aus Holzen eine Laurentiuskapelle als Oktogon errichtet. Südlich des neuen Klosterkomplexes ließ man die abgebrochene Lorettokapelle, wohl auch durch Radmiller, neu erstehen. Bis 1926 waren in dieser Kapelle spätgotische Schnitzwerke untergebracht, die dann in den Kunsthandel gelangten. So befindet heute eine „Beweinung Christi“ aus dem Jahr 1500 im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt.

Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 sprach dem Fürsten Anton Alois von Hohenzollern-Sigmaringen als Entschädigung für seine verlorenen Gebiete in Belgien das Kloster Holzen zu. Später kam die Abtei an den Grafen Fischler-Treuberg, der die Herrschaft bis 1848 innehatte. Die Klosterfrauen hatten aber Glück, denn der Fürst und später auch der Graf gewährten den Nonnen lebenslange freie Wohnung im Kloster und legten Wert darauf, dass die klösterliche Disziplin erhalten blieb. Die letzte Äbtissin starb 1825 und die letzte Laienschwester 1858.

1927 erwarb das Dominikus-Ringeisen-Werk, eine Einrichtung der St.-Josefs-Kongregation des Klosters Ursberg, das Areal. Heute sind in der Klosteranlage betreute Werkstätten und Wohngebäude für geistig Behinderte untergebracht.

(Alexandra Kohlberger)

Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte


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