St. Kastulus, Moosburg

St. Kastulus, kath.

Moosburg, Auf dem Plan
Pfarramt Tel. 08761/33087-0, Fax 08761/33087-29
E-Mail: St-Kastulus.Moosburg@erzbistum-muenchen.de
Gottesdienste sonntags 8.00, 10.30, 19.00 Uhr

Foto von St. Kastulus in Moosburg


     Baugeschichte:

Die Kirche des ehemaligen Kollegiatstifts St. Kastulus in Moosburg - auf halbem Weg zwischen der Bischofsstadt Freising und der niederbayerischen Hauptstadt Landshut – ist ein Baudenkmal mit reicher Geschichte. Mit dem Hochaltar des Landshuter Bildschnitzers Hans Leinberger birgt sie eines der hervorragendsten Werke bayerischer Kunst am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance.

Das Patrozinium
Kastulus lebte im 3. Jahrhundert in Rom. Er entstammte vermutlich der Schicht der Freigelassenen – hierauf läßt der geläufige Name Kastulus (abgeleitet von „castus“: keusch) schließen und nahm eine gehobene Position am kaiserlichen Hof ein (als Hoflieferant, Speisemeister oder Aufseher der kaiserlichen Gemächer). Trotz der Verfolgungen unter Kaiser Diokletian (284-305) war Kastulus Christ.

Kastulus bot seinen Glaubensbrüdern an, ihre gottesdienstlichen Zusammenkünfte in seinem Haus unmittelbar im Bereich des kaiserlichen Palastes abzuhalten, weil dort die Gefahr geringer sei, entdeckt zu werden. Darüber hinaus soll er, ungeachtet der damit verbundenen Gefahren, auch selbst missionarisch tätig gewesen und mit seinem Freund Tiburtius durch die Straßen der Stadt gelaufen sein und durch die Kraft seiner Worte viele zum Christentum bekehrt haben. Von einem Mann namens Torquatus verraten, wurde Kastulus schließlich gefangen genommen und vor den kaiserlichen Präfekten geführt. Da er sich als treuer Christ weigerte, vor dem Bild des Kaisers zu opfern, wurde er zunächst gefoltert, dann vor den Toren der Stadt in einer Sandgrube lebendig begraben. Das überlieferte Todesjahr 286 ist historisch zweifelhaft.

Schon in der Spätantike begann in Rom die Verehrung als Heiliger in der nach ihm benannten Katakombe an der Via Labicana. Im 8. Jahrhundert ist die Verehrung seiner Reliquien im oberitalienischen Pavia bezeugt. Von dort sind sie vermutlich auf Veranlassung des Abtes Reginbert in das noch junge Kloster Moosburg überführt worden: Hier sind sie um 807/808 bezeugt. In Folge der Verlegung des Kollegiatstiftes St. Kastulus von Moosburg nach Landshut kam der größte Teil der Reliquien im Jahr 1604 in die dortige St. Martinskirche. Hier befinden sie sich bis heute.

Der hl. Kastulus wird in Erinnerung an seinen Martertod mit der Martyrerpalme sowie mit einem Spaten als Attribut dargestellt. Angerufen wurde er vor allem um Schutz vor Blitz und Pferdedieben; auf Letzteres bezieht sich in ironischer Weise auch das bekannte Volkslied „O heiliger Sankt Kastulus …“. Der Gedenktag des Heiligen ist der 26. März.

Geschichte des Klosters in Moosburg
Die Existenz eines Klosters in Moosburg (so benannt wohl nach einer Befestigung auf dem Höhenrücken zwischen den Niederungen von Isar und Amper kurz vor deren Zusammenfluß) ist durch mehrere urkundliche Erwähnungen seines ersten Abtes Reginbert im späten 8. und beginnenden 9. Jahrhundert bezeugt. Über den genauen Zeitpunkt der Klostergründung (wohl um 764/770) und die (sicher adeligen) Stifter ist nichts bekannt. Im Jahr 829 ist letztmals die Existenz eines Abtes (Sigimot) in Moosburg belegt. Als 895 Kaiser Arnulf Moosburg als sogenanntes Eigenkloster an den Bischof von Freising übergab, lebten dort nach neueren Forschungen anstatt von Mönchen bereits weltgeistliche Chorherren. Traditionell wurde die Umwandlung vom Kloster zum Stift erst mit dem Freisinger Bischof Egilbert (1006-1039) und Kaiser Heinrich II. (1002-1024) in Verbindung gebracht und in das Jahr 1021 datiert.

Die erste, vornehmlich repräsentative Würdenstelle des Stifts war die des Propstes; sie hatte gewöhnlich ein Mitglied des Freisinger Domkapitels inne. Die Stiftsgeschäfte leitete der Dekan. Der so bezeichnete Scholaster führte die Aufsicht über die Stiftsschule, die seit dem 12. Jahrhundert in hoher Blüte stand. Zu den Aufgaben der Stiftskanoniker gehörte die seelsorgliche Betreuung einer Reihe von inkorporierten Pfarreien (u.a. Moosburg, Eching, Volkmannsdorf, Priel, Inkofen, Geisenhausen).

Ende des 16. Jahrhunderts wollte der bayerische Herzog Wilhelm V. das Moosburger Stift nach Landshut verlegen. Unterstützt wurde er dabei von Dr. Balthasar König, dem damaligen Pfarrer bei St. Martin in Landshut und Propst des Kollegiatstifts in Isen. Dadurch sollte – nach dem Verlust der herzoglichen Hofhaltung – das Ansehen der niederbayerischen Hauptstadt wieder gehoben, der Gottesdienst an der Hauptkirche St. Martin verbessert und überhaupt das kirchliche Leben im Sinn der Katholischen Erneuerung belebt werden. Trotz des verständlichen Protests der Moosburger Kanoniker erreichte der Herzog sein Ziel: 1595 erfolgte die päpstliche Genehmigung, 1596-1599 wurde die Verlegung durchgeführt. Der letzte Moosburger Propst Sebastian Franz (1581-1598) erhielt als Entschädigung Balthasar Königs bisherige Propstei Isen und ein Aufgeld. 1604 wurde auch noch der Großteil der Kastulus-Reliquien nach Landshut überführt, wo sie sich bis heute befinden.

Das neue Landshuter Kollegiatstift trug den Namen St. Martin und Kastulus; ihm war Moosburg nun als Pfarrei inkorporiert. Das Stift wurde in der Säkularisation 1803 aufgehoben, 1937 jedoch wieder errichtet. Es besteht bis heute.

Die Kirche
Im heutigen Kirchengebäude lassen sich zwei wesentliche Bauphasen unterscheiden. Das dreischiffige Langhaus entstand wohl im späten 12. Jahrhundert, da für das Jahr 1171 die Anwesenheit von Bauarbeitern bezeugt ist. 1207 wurde die Kirche durch Brand beschädigt, am 20. Oktober 1212 jedoch wieder „zu der Ehr der Dreifaltigkeit, Mariae der Himmelkönigin und sanct Castls“ geweiht; aus dieser Zeit stammen auch das romanische Hauptportal und der stattliche Turm mit seiner reichen architektonischen Gliederung (die zusammen mit dem Turm der benachbarten alten Pfarrkirche St. Johann die Stadtsilhouette prägt). Das Mittelschiff wurde nie eingewölbt, sondern besitzt eine (mehrfach erneuerte) Flachdecke.

1468 legte Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut den Grundstein zu einem neuen Chor in spätgotischem Stil, der in seiner Höhe weit über das alte Langhaus hinausragt und im Inneren durch seine Lichtfülle im Kontrast zum dunklen Langhaus steht. An die Grundsteinlegung erinnert eine Inschrift an der Außenseite des Chors.

Nördlich schloß einst an das Münster ein Kreuzgang an, der zusammen mit mehreren Kapellen und barocken Anbauten sowie der West-Vorhalle 1802-1805 abgebrochen wurde.

Ausstattung
Wichtigstes Kunstwerk der romanischen Epoche ist das Hauptportal aus dem frühen 13. Jahrhundert an der Westseite der Kirche. In den Rücksprüngen des so genannten Stufenportals stehen ornamentierte Säulen. Das Tympanon über dem Durchgang zeigt in der Mitte den thronenden Christus, flankiert von den Kirchenpatronen Maria und Kastulus; links kniet (als angeblicher Begründer des Stifts) Kaiser Heinrich II. mit einer Kerze in der Hand, von rechts präsentiert der Freisinger Bischof Albert I. 1158-1184 symbolisch die in seiner Amtszeit errichtete Kirche.

Alle Dargestellten sind durch Beischriften identifiziert; die zweizeilige lateinische Inschrift darunter lautet übersetzt: „Dieses so großartige Gotteshaus bringt dir, Kastulus, der glückliche Bischof dar, dem du ein mächtiger Schutz sein mögest. Ihm sei auch der König gnädig, der dir wieder den Glanz verlieh, welcher dir so lange Zeit hindurch entzogen war.“

Im Inneren dominieren – nach weitgehender Beseitigung barocker und neugotischer Ausstattungsstücke – eindeutig die Werke des Landshuter Bildhauers Hans Leinberger (um 1475/80 - nach 1530), des größten bayerischen Plastikers an Wende von der Spätgotik zur Renaissance.

An erster Stelle steht der wie eine Monstranz aufragende Hochaltar, ausgeführt 1511-1514 als Stiftung des Propstes Theoderich Mair (1486-1507; Sohn des Kanzlers der reichen Herzöge von Niederbayern-Landshut; Epitaph rechts an der Chorwand). Im Schrein stehen die lebensgroßen Figuren der „Gottes-Gebererin“ (so die Inschrift am Gewandsaum), des hl. Kaisers Heinrich II. und des hl. Kastulus; seitlich links Johannes der Täufer und rechts Johannes Evangelist (dessen Attribute allerdings erst aus dem 18. Jahrhundert stammen und in dem ursprünglich wohl entweder der römische Märtyrer Johannes oder der hl. Vitus dargestellt war); darüber die Freisinger Patrone Bischof Korbinian und König Sigismund sowie als Bekrönung der Gekreuzigte mit Maria und Johannes.

Auf den beiden Türflügeln, die in der Predella die Nische mit dem (Rest-)Reliquienschrein des Kirchenpatrons verschließen, hat der Maler Hans Wertinger links Herzog Wolfgang (Bruder Herzog Albrechts IV.) mit seinen Neffen Wilhelm (IV.), Ludwig (X.) und Ernst (links) und rechts Propst Mair mit seinen Kanonikern (in ihrer damaligen Tracht mit Pelzumhang) dargestellt.

Ob die heute an den Seitenwänden des Chors aufgehängten Relieftafeln mit Szenen der Kastulus-Legende (Gefangennahme, Verhör, Marter, Begräbnis) ursprünglich die Flügel des Hochaltars bildeten, ist nicht sicher. Umstritten ist auch, ob sie je farbig gefasst waren; jedenfalls ist an ihnen Leinbergers detailreiche Schnitzarbeit besonders gut zu sehen.

Ein weiteres bedeutendes Werk Leinbergers ist - gegenüber der neugotischen Kanzel – der monumentale Kruzifix (um 1510), der ursprünglich auf dem früheren Kreuzaltar (etwa an der Stelle des modernen Hauptaltars) stand.

Bemerkenswert ist schließlich auch das 1475 aufgestellte Chorgestühl mit reichen pflanzlichen Verzierungen an der Front der Kniebänke und den Rückenfeldern der Stallen.

Quelle: Erzbistum München


Das Portal von St. Kastulus Foto vom Portal in St. Kastulus in Moosburg


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