Stiermannhaus, Augsburg

Stiermannhaus

Augsburg, Maximilianstr. 87

Foto vom Stiermannhaus in Augsburg


Baugeschichte:

1485 Das Stiermannhaus ist ein viergeschossiges traufseitiges Bürgerhaus, das aufgrund seiner äußeren Erscheinung um das Jahr 1700, im Kern aber viel früher erbaut wurde. Es besitzt ab dem 2. Obergeschoß Erker und unter den Fenstern des 3. Obergeschoßes Akanthus-Stuck, außerdem eine gewölbte Torhalle und Stuck im Treppenhaus: Im unteren Geschoß eine Vase mit Pflanzen aus dem Jahre 1660 und an der Decke Bandel und Gitterwerk aus den Jahren 1720 bis 1730, sowie ein handwerkliches Fresko "Apoll Minerva Merkur und die 9 Musen". In der Diele des zweiten Obergeschoßes befindet sich eine Stuckdecke mit Pinienzapfen und Voluten aus dem Jahre 1660. In den Wohnräumen des zweiten Obergeschoßes befinden sich Reste von Wandmalereien, vielleicht von Josef Christ aus dem Jahre 1760/70, die leider zum Teil übertüncht sind.

Vier Bürgerhäuser aus dem 13. bis 14. Jahrhundert wurden im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts teilweise abgerissen und mit dem jetzigen Gebäude überbaut. Nach allen zur Verfügung stehenden Unterlagen dürfte das Baujahr 1485 sein. Das Haus wechselte 16mal den Besitzer. Darunter waren reiche Handelsleute, ein Bürgermeister, der Verleger der "Augsburger Ordinären Zeitung" und einer der letzten Besitzer, Ernst Freiherr von Molitor-Mühlfeld, königlich-Bayerischer Kämmerer und Major a la Suite. Dessen Nachkommen stellten im Jahr 1970 das Haus zum Verkauf. Ein Interessent fand sich, der jedoch aufgrund des ruinösen Zustandes den Abbruch plante. Davon erfuhr Walter Stiermann, der sich schließlich um das Augsburger Patritierhaus zu erhalten, zum Kauf und zur Wiederherstellung entschloß. Als Walter Stiermann das vom Abbruch bedrohte Gebäude erwarb war keineswegs klar, welcher Aufwand zur völligen Restaurierung notwendig sein würde. Das wachsende Engagement während der Instandsetzung, führte zu Entdeckungen, welche die große Liebe des neuen Besitzers zum schönen alten Bauwerk aktivierten. Die Entfernung der Einbauten offenbarten die Schönheit der Torhallengewölbe. Stuckarbeiten des Deckenspiegels im Treppenhaus erwiesen sich als vom bekannten Stuckateur Feichtmayer ausgeführt. Renaissance- und Rokokodecken zeigten sich nach äußerst mühevoller Restaurierung als einmalige Meisterwerke. Niemand ahnte die Existenz des prächtigen barocken Freskensaals, der durch Raumteilung und Übermalung völlig versteckt war. Erst bei genauer Untersuchung kamen die verborgenen Schätze zutage. In Verbindung mit dem Landesamt für Denkmalpflege, der Alt-Augsburg-Gesellschaft und dem Stadtpfleger entschloß man sich zur vollständigen fachmännischen Restaurierung dieses Kleinods schwäbischer Freskenkunst. Die Idee war, dem Haus kommunikatives Leben wiederzugeben. Im Säulengewölbe des Erdgeschosses und am Innenhof befinden sich künstlerisch und modisch orientierte Geschäfte, dazu eine gemütliche Weinstube, in den Kellergewölben die inzwischen weltberühmte "Welser-Kuchel". Der erste Stock mit dem Freskensaal bildet die stilvollen "Drei-Kaiser-Gesellschaftsräume", benannt nach Maximilian I., Karl V. und Ferdinand I., die für Augsburg bedeutsamen deutschen Kaiser. Diese Räume sind ein idealer Rahmen für musikalische Ereignisse, Vorträge und Feste, wobei auch alle Voraussetzungen für anspruchsvolle Gastronomie geschaffen wurden.

Walter Stiermann bemühte sich seit Jahren als Unternehmen und als Privatmann um die Erhaltung innerstädtischer Wohnkultur und Augsburger Stadtentwicklung, wofür ihm einige Anerkennungen zuteil wurden. Im Jahre 1972 erhielt er die Medaille der Gesellschaft zur Erhaltung Augsburger Kulturdenkmale "Alt-Augsburg", für die besonderen Verdienste der Erhaltung Alt-Augsburgs. Im Jahre 1975 erhielt er die Dank- und Anerkennungsurkunde des Regierungspräsidenten von Schwaben für beispielhafte Leistung im Wettbewerb zur Instandsetzung von Kunst- und Geschichtsdenkmälern im Regierungsbezirk Schwaben. Im Jahre 1976 erhielt er die Medaille der Stadt Augsburg für die prämierte Fassade des Stiermannhauses im Augsburger Fassadenwettbewerb. Im Jahre 1977 erhielt er die Medaille für vorbildliche Heimatpflege des bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und des Präsidenten des bayerischen Landtages.